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Das Empowerment Konzept und sein Zielkonflikt in der arbeitsagogischen Arbeit

Weshalb ist das so? - weshalb ändert sich dieser Zielkonflikt nicht so einfach?
Im Grund besteht ein Dilemma, man muss sich zwischen zwei Unannehmlichkeiten entscheiden. Wenn man sich für die Klienten und die Klientinnen und ihr Wohlempfinden, Förderung und Wertschätzung entscheidet, kann man nicht so viel dokumentieren und Kleinigkeiten niederschreiben. Wenn man zu wenig dokumentiert, bekommt man von dem externen Anspruchsberechtigten (Stakeholder) weniger oder zu wenig Unterstützungsbedarf (Geld oder Materielles), um die Klientel wohlwollend, fördernd und wertschätzend zu unterstützen, zu begleiten oder zu betreuen. Ein Spagat in einem Spannungsfeld, ist und wird fast täglich gefordert, erwünscht oder vollbracht, ein richtiges Dilemma eben.

Und das, obwohl alle Beteiligten grundsätzlich nur das Gleiche wollen oder wollten.

Wie kommt es zu diesem Dilemma? - dies ist meine Ansicht:

Alle Beteiligten sagen (doch) „Sie wollen alle nur das Gleiche.“
Nämlich die Klientel zu unterstützen und ihr zu helfen, dass sie am öffentlichen Leben teilhaben können.
Deswegen machen soziale Institutionen alles, um die Klientel zu rehabilitieren und zu inkludieren:
Sie setzen auf Teilhabe und nicht nur noch auf Teilnahme.
Sie setzen die Klientinnen und Klienten in den Mittelpunkt ihrer eigenen Arbeit.
Ohne Partizipation, Kooperation und mindestens eine Integrationsmöglichkeit
in der Handlungsplanung und Zielplanung wird es nicht möglich sein.

Sie fördern und fordern einen Zusammenhalt und Engagement der gesamten sozialen Institution, weil sie im öffentlichen Rampenlicht stehen.

Jetzt frage ich – handelt es sich dabei um ein Angebot zur sozialen Integration oder zur beruflichen oder doch zum aller Besten willen, beides auf einmal und nach Möglichkeit gleichzeitig, der Kosten und Aufwendungen willen.

Allen Menschen und allen Erwartungen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. - Meinte ich zu erahnen.

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Im Folgenden habe ich einige informellen Ziele der einzelnen Anspruchsgruppen aufgeschrieben.
Formell machen oder wollen bekanntlich alle; „Sie wollen das Gleiche.“

Welches Ziel hat die soziale Institution?
Geld vom externen Stakeholder (Kanton, IV, Spenden) zu bekommen,
um ihre jährlich anfallenden Defizitposten zu decken.
Geld zu verdienen mit der Klientel,

um ihre jährlich anfallenden Lohnkosten, Ausflüge und Besonderes zu decken.
Die Klientel zu entwickeln, voranzubringen, zu fördern mit fordern
nach dem Motto: so viel wie nötig, sowenig wie möglich.

Welches Ziel hat die beeinträchtigte Klientel?
Ein wenig Geld zu bekommen für Ihre
geleistete Arbeit, um sich einen Zustupf zu verdienen
mit ihrer Resterwerbsfähigkeit sprich Arbeitsleistung.

Welches Ziel hat der Kanton?
Geld zu sparen. So wenig auszugeben wie möglich und wie nötig.

Welches Ziel hat die Gemeinde?
Geld zu sparen. So wenig auszugeben wie möglich und wie nötig.

Welches Ziel hat die invaliden Versicherung IV?
Wenig zu zahlen. So wenig auszugeben wie möglich und wie nötig.

Welches Ziel haben Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen (AA)?
Den Klienten und den Klientinnen zu helfen
ihren Alltag zu bewältigen, Struktur, Sicherheit und Halt zu vermitteln.
Die Klientel rehabilitieren, sozialisieren und teilhaben zu lassen, damit sie
wieder oder ein
Mitglied(er) der Arbeiter*innen Gesellschaft werden oder sind.

Was müssen oder sollten die AA dafür machen?
1. Die Klientinnen und Klienten begleiten, unterstützen, betreuen, fördern, fordern. Konflikte lösen, Konflikte vorkehren,
Förderplanungen erstellen, Handlungsplanungen erstellen, Zielvereinbarungen erstellen. Überwachen, auswerten und kontrollieren und Fristen einhalten.

2. Die Dokumentation so Institutionsgerecht zu erstellen,
oder andersrum, so Stakeholder gerecht zu erstellen,
um so viel Geld (Globalbudget) wie möglich zu erreichen und zu rechtfertigen.

3. Produktionsaufträge in nützlicher Frist und in sehr hoher Qualität ausliefern, auch wenn der Erlös dafür
keineswegs, im vorne herein kostendeckend ist oder sein wird.

4. Sich Überlegungen machen über;
was mache ich mit den Klientinnen und Klienten.
Ausserdem führen, planen, IST und SOLL evaluieren und dokumentieren.

Wie mache ich es.
Wozu mache ich es.
Womit mache ich es.
Wie überprüfe ich es.

Beim Empowerment Konzept entsteht zwangsläufig ein Zielkonflikt.
Dies weil, die informellen Ziele von einigen Anspruchsgruppen
benötigt werden und erreicht werden müssen,

um alle ihre eigenen Instanzen zufriedenzustellen.
Leider treibt Geld die formellen Ziele und nicht die informellen
Wünsche der verschiedenen Anspruchsgruppen an,

damit es in naher Zukunft und Wirklichkeit heissen könnte
„Sie wünschen sich das Gleiche“.

Mein Fazit:
Viele verschiedene eigentliche Ziele hat die arbeitsagogische Tätigkeit, das arbeitsagogische Arbeiten und Wirken.
Jeder weiss es und kann doch nichts daran ändern, weil es sich um Business handelt. - Es wird damit Geld verdient.

Nicht aber vom Klientel (Stundenlohn CHF ab ca. 1.-)
Alle Beteiligten stecken fest in einem, in ihrem persönlichen oder institutionellen Hamsterrad, des geläufigen Systems, des eigenen, des ihres Bestehens.

Warum mache ich weiter:
Begeisterungsfähigkeit ist der Laserstrahl, der positive Argumente zum Leuchten bringt. - Unbekannt

Ich mache weiter, weil ich das will, kann und möchte – für mich hat diese Arbeit eine tiefgründige Sinnhaftigkeit und einen weitsichtigen Sinn, in erster Linie und auf Biegen und Brechen, die Klientel zu unterstützen, zu fördern und zu begleiten. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit und für die Seele ganz normale und alltägliche Herausforderung, eine herzlich-gewinn bringende Sinnstiftung und eine nötige sinnvolle Arbeit, die gemacht werden darf, von Menschen für Menschen.

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, das Echte bleibt der Nachwelt unverloren. - W. von Goethe

Meine Hoffnung besteht darin, dass die arbeitsagogische Tätigkeiten in naher Zukunft, von der sozialpädagogischen Tätigkeiten fundamental getrennt und unterschieden werden, weil es nicht das Gleiche ist, sondern das Gleiche bewirken kann. Nicht nur auf den strategischen Papieren und geforderten Dokumentationen, sondern in der täglichen Arbeit.

Dies beginnt für mich in den Köpfen und in den Handlungen, der Verantwortlichen und den Unterstützenden, in den sozialen Institutionen und den Teilhabern, den benötigten und gebrauchten Anspruchsberechtigten eben.

Bei der arbeitsagogischen Tätigkeit geht es um soziale und um strukturelle Integration. Mithilfe des Mediums Arbeit als Träger, als entwicklungsfähiger Katalysator, um zu bestehen in den Normen.

Das Medium Arbeit in der professionellen arbeitsagogischen Tätigkeit
im Arbeitsbereich eingesetzt, bedeutet für mich:

Die menschliche und individuelle IST Ausgangslage kommt beim Katalysator rein --->
Menschliche und individuelle Möglichkeit(en) kommt(en) beim Katalysator raus.
- ohne Umerziehungsmassnahmen oder Umerziehung.

Lassen wir es sein, erwachsene Menschen erziehen zu wollen, um sie zu verbessern, damit sie unserer Erwartung entsprechen. Lassen wir sie wirklich und eigenständig teilhaben mit einer wertschätzenden, wohlwollenden und professionellen Nähe und Distanz. Nehmen wir sie, wie sie sind, nicht wie wir sie haben wollen oder die Gesellschaft sie benötigt.